Forschung

Individuelle Forschungsschwerpunkte

Historische Landeskunde des zentralen und östlichen Mittelmeergebietes
Soziale Konflikte und soziale Integration
Interkulturelle Beziehungen
Geschichtsvorstellungen und kollektive Identitäten
Antike Sozialphilosophie und politische Theorie und ihr Nachleben in der Neuzeit
Antike Raumvorstellungen


Laufende Foschungsprojekte

Fragmente der griechischen Historiker V (Antike Geographen)

Felix Jacoby postulierte in dem Aufsatz Über die Entwicklung der Griechischen Historiographie und den Plan einer neuen Sammlung der griechischen Historikerfragmente (Klio 9 (1909), 80-123) das methodische Prinzip einer neuen Fragmentsammlung. Die Notwendigkeit einer neuen Ordnung resultierte einerseits aus den formalen wie inhaltlichen Mängeln der Fragmentkollektionen C. Müllers (FHG I-V, 1841-1938; GGM I-III, 1855-1861) wie aus dem wissenschaftlichen Bestreben, alle Autoren gattungs- und literaturgeschichtlich genau zu erfassen und zu beurteilen. Felix Jacobys Bände (FGrHist I-III, 1923-1958) sind daher eine unentbehrliche Arbeitsgrundlage für die altertumswissenschaftliche Forschung. Felix Jacoby konnte sein Werk der Fragmente Griechischer Historiker (FGrHist ) selbst nicht mehr vollenden, und schon in den 20er Jahren wurde der Freiburger Gelehrte Friedrich Gisinger mit der Edition der fünften Abteilung betraut. Diese sollte die geographischen Fragmente beinhalten (FGrHist V). Friedrich Gisinger konnte jedoch seine Arbeiten an den Fragmenten bis zu seinem Tod 1964 nicht abschließen. 1996 wurde unter Leitung von Prof. Dr. H.-J- Gehrke mit Finanzierung der DFG am Seminar für Alte Geschichte der Universität Freiburg die Arbeit an FGrHist V erneut aufgenommen. Frau Dr. D. Meyer koordinierte die Fortsetzung des Sammelwerkes und konzipierte einen Mitarbeiterstab. Seit Juni 2002 organisiert nach Antragsstellung Prof. Dr. B. Zimmermanns (Gräzistik) und Prof. Dr. H.-J. Gehrkes A. Arenz die Koordination dieses international angelegten Projektes. Seit 2008 werden die Arbeiten von Dr. Veronica Bucciantini koordiniert. Mittlerweile sind an der Edition des fünften Bandes der FGrHist 39 Forscher aus Italien, Frankreich, Spanien, Russland, England, der Schweiz und Deutschland beteiligt. Ziel ist die systematische Zusammenstellung aller fragmentarisch erhaltenen geographischen Autoren in philologisch kritischer und historischer Kommentierung. Den Fragmenten wird zudem eine Übersetzung gegenübergestellt. Der Brill Verlag in Leiden wird die Fragmentsammlung publizieren. Die Publikation erfolgt zunächst in elektronischer Form (seit 2011).
Ansprechpartner:
Veronica Bucciantini
Projektlaufzeit: Projektbeginn: 1.6.2002
Kooperationspartner: Universitá degli studi di Firenze, Prof. Dr. Serena Bianchetti; Universitá degli studi di Perugia, Prof. Dr. Francesco Prontera


European Network

In the past thirty years, scholarship on the history and culture of ancient Greece has changed profoundly. The impact of archeology is transforming the historical views of the archaic and classical era. The written material itself, both literary and epigraphical, is being reassessed in the light of recent theories, including those on orality and literacy. The contacts between Greece and the Near East, and with the mediterranean west and north are reconsidered as having played a formative role in historical developments. Patterns of social life and the interaction between religion and society are reinterpreted from the perspective of comparative anthropology. The application of social and political theory to ancient material changes the understanding of legal and political life.
The fascinating and challenging results of these changes affect the views of scholars in different ways, conditioned among other things by country, language, discipline and institutional affiliation. Moreover, the enormous increase in the number of publications, both to be read and to be made, makes it difficult to keep in touch with all the developments that seem to be most promising for one’s field.
The European Network for the History of Ancient Greece intends to meet these challenges by bringing scholars and scholarship from different areas together.
The Network operates on the basis of the following principles:

  • the network is run by a core-group of 17 members
  • the network is based on personal contact between colleagues and run over internet
  • the core-group meets once a year and invites others to join for specific topics
  • the core-group draws up an agenda of themes to be discussed and invites colleagues for meetings
  • the meetings are devoted to the exchange of work-in-progress without any obligation to publish results, unless the wish to publish is agreed on
  • the network maintains a website for the exchange of information; likewise, in case of publishing, internet publication is considered seriously
  • meetings take place by rotation in different cities/countries
  • the core-group is based in Europe, but colleagues from other countries are welcome at sessions
  • network meetings are to be supported financially by participating institutions/ universities, the European Science Foundation and similar institutions.


Executive Committee of the Network coregroup:
Josine Block (Utrecht), Hans-Joachim Gehrke (Freiburg i.B.), Oswyn Murray (Oxford)

Members of the Network coregroup:
Kostas Buraselis (Athens), Gunnel Ekroth (Uppsala), Lin Foxhall (Leicester), Maurizio Giangiulio (Trento), André Lardinois (Nijmegen), Nino Luraghi (Oxford), Irad Malkin (Tel Aviv), Christian Mann (Mannheim), Christel Muller ( Paris), Thomas Heine Nielsen (Kopenhagen), Vinciane Pirenne-Delforge (Paris), Francois de Polignac (Paris), Kurt Raaflaub (Brown), Robert Rollinger (Innsbruck), Rosalind Thomas (Oxford), Marek Wecowski (Warsaw)
For information on the Network, please contact one of the members of the Executive Committee

Corresponding members:
Francois Lissarague (Paris),  Robert Parker (Oxford), Pauline Schmitt-Pantel (Paris)

Network meetings:
2001 opening session: Utrecht, Netherlands, April 20-22
supported by the University of Utrecht
2002 session: Launde Abbey., East Norton, Leics., UK, Dec. 12-15, Archaic Greek Culture: the Archaeological and Historical Context of the First Writing in Europe supported by the ESF, Strassburg.
2003 session: Soeterbeeck, Netherlands, Dec. 11-15, Solon: New Historical and Philological Perspectives, supported by NWO, KNAW, Univ. Utrecht, Nijmegen
2004 session: St. Ulrich near Freiburg i. Breisgau, April 21 – 23
2005 session: Brown University, Providence (RI) USA, April 15-17
2006 session: Freiburg i. Breisgau: Conference Intentional History
2007 session: Athens University, April 13-15
2008 session: Trento University, September 05-07
2009 session: Oxford University
2010 session: University of Warsaw, October 15-17
2011 session: Paris Sorbonne/INHA, June 9-12
2012 session: Tel Aviv, October 28-30
2013 session: Helsinki
2014 session: Mannheim
2015 session: Liège
2016 session: Kopenhagen
2017 session: Princeton
2018 session: Uppsala
2019 session: Utrecht

 

Migrationen und Mobilität

Der Migrationsprozess während der spätarchaischen Zeit, als Siedler vom griechischen Festland, den Ägäischen Inseln und Kleinasien an den Küsten des Mittelmeeres und des Schwarzen Meeres allenthalben Städte gründeten (ca. 750-550 v. Chr.), zählt zu den großen Umwälzungen der griechischen Geschichte. Als dessen Folge wurden die benachbarten einheimischen Zivilisationen von griechischen Verhaltens- und Denkweisen stark beeinflusst. Dieser Ereignisverlauf, der gewöhnlich als „Griechische“ oder gar „Große Kolonisation“ bezeichnet wird, bedarf jedoch einer erneuten Betrachtung, und zwar aus zwei Gründen: Zum einen ist, besonders in den letzten zwanzig Jahren, eine gewaltige und noch immer zunehmende Menge archäologischen Materials zum Vorschein gekommen. Ausgehend von theoretischen Überlegungen und vergleichender Analyse sind zum anderen neue Versuche unternommen worden, ein allgemeines Konzept der griechischen Expansion zu erstellen.
Das Ziel ist, diese innovativen Ideen als Ausgangspunkt zu nehmen und sie unseren traditionellen Quellen sowie den Ergebnissen der jüngeren archäologischen Forschung gegenüber zu stellen, um eine adäquate Zusammenschau des Phänomens „griechische Migration“ auszuarbeiten. Diese wird Teil eines neuen Handbuchs über griechische Geschichte sein.


Olympia in seiner Umwelt

Neuere Forschungen zur Geschichte des Heiligtums von Olympia und zur Entwicklung von Elis in der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. (u. a. H. Kyrieleis und B. Eder sowie M. Nafissi und H.-J. Gehrke) werfen eine Reihe von Fragen auf und geben damit Anlass zu weiterer Forschung. Generell sollte es vor allem darum gehen, das Heiligtum von Olympia (und damit die dortige Grabung) gleichsam zu kontextualisieren.

Aus diesen Vorüberlegungen hat sich zunächst die Gestaltung der Ausstellung „Mythos Olympia – Kult und Spiele in der Antike“ ergeben, die vom 31. August 2012 bis zum 7. Januar 2013 im Martin-Gropius-Bau, Berlin, gezeigt wurde. Sie war ein griechisch-deutsches Kooperationsprojekt und stand unter der Schirmherrschaft der beiden Staatspräsidenten Karolos Papoulias und Joachim Gauck.

Derzeit wird, ebenfalls in griechisch-deutscher Zusammenarbeit, gemeinsam mit Birgitta Eder (Wien), Erophili Iris Kolia (Olympia), Franziska Lang (Darmstadt, federführend) und Andreas Vött (Mainz) und unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das interdisziplinäre Projekt „Der multidimensionale Raum Olympia“ realisiert. In diesem Rahmen soll der Platz Olympia erstmalig in seinem regionalen Umfeld kontextualisiert und in seiner historischen Entwicklung und Relevanz für die Entwicklung der regionalen Kulturlandschaft beleuchtet werden. Moderne interdisziplinäre Ansätze und Methoden eröffnen die Möglichkeit, Olympia in seiner Paläoumwelt für unterschiedliche Phasen seiner Entwicklung zu lokalisieren und gegenseitige Beeinflussungen zwischen Kultstätte einerseits und Umwelt andererseits zu erfassen. Zu diesem Zweck werden hier archäologische, historische und geoarchäologische Zugänge gebündelt. Zentral ist dabei das Verständnis des Heiligtums als Fokus für politische wie auch kulturgeschichtliche Gestaltung, das durch eine integrale archäologische, historische und geoarchäologische Analyse erreicht wird.

 

Internationales Netzwerk historiai. Antike Geschichtsschreibung und Vergangenheitsvorstellungen

Im Januar 2014 hat sich in Freiburg ein internationales Netzwerk zur Erforschung der antiken Historiographie und antiker Vergangenheitsvorstellungen gegründet. Seine Wurzeln gehen auf ein Treffen Freiburger und Münchener Doktoranden/-innen und Postdoktoranden/-innen im Juni 2013 in Freiburg zurück, das auf Anregung und Einladung von Hans-Joachim Gehrke und Astrid Möller stattfand. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen stellten ihre Promotions- und Habilitationsvorhaben auf dem Gebiet antiker Historiographie und anderer literarischer Gattungen mit ausdrücklichen Vergangenheitsbezügen vor. Der angenehme, offene Austausch von Ideen führte zu weiteren Treffen, zuletzt im November 2019 in Trient.

Ziel des internationalen Netzwerkes ist es, die Forschung an antiken Texten der Historiographie im weitesten Sinne und Untersuchungen zu den soziopolitischen Funktionen antiker Vergangenheitsvorstellungen zu fördern. Insbesondere soll hier der wissenschaftliche Nachwuchs, der z.Zt. aus fünf verschiedenen europäischen Ländern stammt, einen Ort offener und anregender Diskussionen finden.

Internationales Netzwerk historiai

 

ARCHAIOS NEOS. Neue Studien zur archaischen Architektur auf der Akropolis von Athen.

Die Baugeschichte der archaischen und frühklassischen Tempel auf der Akropolis von Athen, insbesondere des Dörpfeld-Fundamentes und seiner möglichen Phasen gehören zu den umstrittensten, zugleich aber auch den wichtigsten Fragen in der Klassischen Archäologie. Der Zusammenhang des Fundamentes mit der H-Architektur und dem Alten Athena-Tempel, dem Ur- (?) und Vorparthenon sowie die inschriftliche wie literarische Überlieferung zu dem Archaios Neos und dem Hekatompedon sind noch nicht abschließend geklärt. Die wichtigsten archäologischen Quellen sind das Dörpfeld-Fundament, die südlich des Parthenon gefundenen Reste der sog. H-Architektur, die Bauglieder in der Nord- und Südmauer der Athener Akropolis, die Reste von Dächern aus Marmor und Ton, die Skulpturen, verstreut gefundene archaische Bauglieder und die verschiedenen, zuletzt von I. Beyer (Trier) zwischen 1975 und 1985 durchgeführten, unpublizierten Nachgrabungen und Bauaufnahmen auf der Akropolis. Von 1992 bis 2006 hat K. Kissas (Athen/Korinth) das Projekt ‚membra disiecta‘ auf der Akropolis geleitet. Ziel der Arbeiten war es, die Bauglieder zu sichten, zu dokumentieren und Bauten zuzuweisen. Bis Ende 2006 wurden so 20.620 Fragmente aufgenommen. Darunter befinden sich auch Bauglieder archaischer Architektur. Ziel des beantragten Projektes ist die Neubearbeitung der archaischen Tempelarchitektur auf der Athener Akropolis auf der Grundlage der Vorarbeiten von I. Beyer und K. Kissas und einer neuen Auswertung der historischen Quellen zur archaischen Akropolis. Neben den Genannten sind Projektpartner Torsten Mattern (Trier, federführend) und Florian Ruppenstein (Freiburg).