Forschung
Sonderforschungsbereich 541 _ „Identitäten und Alteritäten. Die Funktion von Alterität für die Konstitution und Konstruktion kollektiver Identität.“
Der SFB 541 ist ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderter Forschungsbereich der Universität Freiburg. Er besteht seit 1997 unter dem Sprecher Prof. Gehrke, seit 2000 unter der Sprecherin Prof. Fludernik.
Prof. Gehrke leitet in diesem SFB zwei Teilprojekte:
B1 Römisch-imperiale und regionale Identitäten und ihr Wechselspiel im Imperium Romanum (gemeinsam mit Doz. Wirbelauer)
B10 Nationbuilding-Prozesse und ethnisch-nationaler Gegensatz in Südosteuropa (gemeinsam mit Prof. Glettler)
Promotionskolleg „Geschichte und Erzählen“
Herzlich willkommen auf der Startseite des internationalen Promotionskollegs „Geschichte und Erzählen“. Das Kolleg wird vom Zentrum Antike und Moderne (ZAM) getragen und steht in enger Verbindung mit dem Seminar für Alte Geschichte. An diesem Pilotprojekt im Rahmen einer innovativen, strukturierten Graduiertenförderung an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg beteiligen sich mehrere geisteswissenschaftliche Fächer. In diesem neuen Modell der Promotionsförderung verknüpft sich die letzte Phase der Bildung und Ausbildung durch und in Wissenschaft mit dem Beginn eigenständiger Forschungs- und Lehrtätigkeit. In der ständigen gedanklichen Verbindung von etablierten Hochschullehrern, die sich als Mentoren verstehen, mit exzellenten Nachwuchswissenschaftlern realisiert sich in spezifischer Weise die Einheit von Forschung und Lehre. Die heutzutage selbstverständliche und in den beteiligten Fächern schon traditionell intensive internationale Kooperation auf der Ebene der Dozierenden wie der Studierenden verstärkt diese Möglichkeit eines für alle und nicht zuletzt für die Wissenschaft förderlichen Gedankenaustausches. Verstärkt wird dieser Diskurs durch die Zusammenarbeit mit dem Promotionskolleg „Lern- und Lebensräume im Mittelalter: Hof, Kloster, Universität. Komparatistische Mediävistik 500-1600“, das seinerseits mit dem jüngst gegründeten Mittelalterzentrum verzahnt ist. Außerdem stehen wir in engem Kontakt mit dem am Historischen Seminar angesiedelten Graduiertenkolleg „Freunde, Gönner, Getreue: Praxis und Semantik von Freundschaft und Patronage in historischer, anthropologischer und kulturvergleichender Perspektive“.
Die Verbindung von Theorie und Praxis greift aber auch über den Rahmen der Universität hinaus, indem den Stipendiaten die Möglichkeit geboten wird, in Form von Praktika erste berufliche Erfahrungen zu sammeln.
Nähere Informationen über das theoretische Fundament und die Architektur des Promotionskollegs, finden Sie in unserem Studienprogramm.
Graduiertenkolleg „Freunde, Gönner, Getreue: Praxis und Semantik von Freundschaft und Patronage in historischer, anthropologischer und kulturvergleichender Perspektive“
Das Graduiertenkolleg soll persönliche, den Familien- und Verwandtschaftskontext überschreitende Nahbeziehungen in unterschiedlichen Zeiten und Kulturen im Spannungsfeld zwischen symmetrischen Loyalitätsbindungen (Freundschaft von Gleichgestellten) und asymmetrischen Beziehungen (Patronage/Klientel) untersuchen. Nahbeziehungen dieser Art stellen ein offensichtlich universales, in allen Gesellschaften und Kulturen in unterschiedlicher Weise anzutreffendes Phänomen dar. Dies läßt sie geeignet erscheinen, im epochen- und kulturübergreifenden Vergleich analysiert zu werden. Dabei sollen bewußt die Themenkomplexe Freundschaft und Patronage mit einander verbunden werden. Nur so kann einerseits die Genese des modernen Ideals einer streng symmetrischen, von utilitaristischen Erwägungen freien, eher affektiven Freundschaftsbeziehung in ihrem historischen Kontext deutlich werden und andererseits eine Perspektive vermieden werden, die Patronage auch in vormodernen Gesellschaften nur unter instrumentellen Gesichtspunkten sieht. Das Kolleg soll sich thematisch an einer Reihe zentraler Fragen orientieren, die die Semantik von Freundschaft und Patronage, die historischen Konjunkturen der Freundschaft und die besondere Bedeutung interkultureller und geschlechtergeschichtlicher Aspekte ebenso einbeziehen wie die Verbindungen zwischen spezifischen Formen der Freundschaft und der politischen Kultur einer Gesellschaft. Auch die ökonomischen Aspekte solcher Beziehungen (gegenseitige wirtschaftliche Unterstützung) und die sozialen Praktiken, die Freundschaftsbin-dungen durch Gewährleistung von Zuversicht oder Vertrauen Dauerhaftigkeit verleihen, wären näher zu untersuchen. Unter anderem soll dabei gefragt werden, welche Werte und Normen im historischen Wandel und kulturellen Vergleich konstitutiv für die Freundschaft sind und in welchen Situationen Freundschaft und/oder Patronage in ihrer Wechselwirkung mit politischer Herrschaft als illegitim – etwa als Korruption – gelten. Das Projekt soll auch dazu beitragen, die Rolle von Freundschaft in modernen Gesellschaften, die lange Zeit als eher marginales weil rein „privates“ Phänomen ohne klaren institutionellen Rahmen galt, in der historischen Langzeitperspektive neu zu bewerten. Der zeitlich und kulturell vergleichenden Perspektive des Forschungsprogramms entsprechend ist auch das Studienprogramm interdisziplinär und international angelegt. Es zeichnet sich durch intensive und innovative Betreuungsstrukturen aus und soll dank klarer Zielvorgaben für den zügigen Abschluß der Arbeiten sorgen. Das Projekt wurde von der DFG im Jahre 2010 nach positiver Evaluierung verlängert.
Konstruktionen Antiker Lebenswelten
In aktuellen Prozessen der Europäisierung und Globalisierung sowie in den darauf bezogenen Diskursen gewinnen Rückgriffe auf die Geschichte zunehmend an Bedeutung. Kulturelle Prägungen und Traditionen, mithin historische Lebenswelten, sind nicht allein Gegenstand historischer Forschung im engeren Sinne, sondern breiterer und lebhafter – auch politischer – Debatten (Stichwort: clash of civilizations). Dabei stehen häufig sehr frühe Stufen der historischen Entwicklung im Blickpunkt.
Im Zentrum stehen die folgenden Fragen: die in der Öffentlichkeit und von der Forschung vorgenommene Instrumentalisierung oder Deutung von Themen der Alten Geschichte und der Frühgeschichtlichen Archäologie und die Dokumentation gegenwärtiger Geschichtskonstruktionen als Prozess der ‚intentionalen Geschichte‘; die Präsentation von kultureller Differenz und kulturellen Wechselbeziehungen in populären Darstellungen des Verhältnisses von Griechen und Nichtgriechen (‚Barbaren‘) vor allem in der Lebenswelt des Hellenismus sowie von Römern und Germanen/Kelten in der Frühgeschichte; das Verhältnis von akademischen und populären Präsentationsformen in den untersuchten Medien; die Wege der Vermittlung von der Wissenschaft an die Öffentlichkeit sowie die eventuelle Rückwirkung populärer Vermittlungsformen auf ursprünglich wissenschaftliche Produktion.
Die Studie wird am Beispiel historischer Lebenswelten in deutschen und französischen Schulbüchern, didaktischen Filmen, Ausstellungen, Museen und Freilichtmuseen durchgeführt. Außerdem wird gemeinsam mit Medienspezialisten über die Grundlagen der öffentlichen Kommunikation archäologisch-altertumswissenschaftlicher Forschungen diskutiert. Hierzu hat im November 2009 in Berlin eine Tagung statt gefunden, deren Ergebnisse veröffentlicht wurden.
Das Projekt ist Teil der an der Universität Freiburg eingerichteten DFG-Forschergruppe „Historische Lebenswelten in populären Wissenskulturen der Gegenwart“ (Sprecherinnen: B. Korte, Anglistik; S. Paletschek, Geschichte), deren Laufzeit im Jahre 2010 um drei Jahre verlängert wurden.
Raum und Macht
Die antiken Raumvorstellungen waren von zwei prinzipiell differenten Perspektiven geprägt, wie in den letzten Jahren durch bahnbrechende Arbeiten (P. Janni, A. Podossinov, F. Prontera) deutlich gemacht, von H.-J. Gehrke weiter entwickelt und teilweise neu fundiert wurde: Eine traditionelle – eindimensionale, an Linien und Markierungen ausgerichtete und insofern „hodologische“ – Sicht stand neben einer zweidimensionalen, die Erde als ganze in den Blick nehmenden und insofern geometrischen Perspektive. Erstere dominierte die praktische Bewegung im Raum, letztere war eine Errungenschaft intellektueller Eliten und zunächst nur von theoretischer Bedeutung innerhalb einer als Wissenschaft verstandenen Geographie.
Besonderen wissenschaftlichen Ertrag verspricht nunmehr die Frage, wie sich das Verhältnis zwischen diesen gestaltet und sich insbesondere der geographische (‚wissenschaftliche‘) Blickwinkel im politischen Bereich ausgewirkt hat.
In Verbindung mit verschiedenen Spezialisten aus dem In- und Ausland (u. a. P. Arnaud, Nizza; P. Funke, Münster; F. Prontera, Perugia) werden bestimmte Themenfelder ins Auge gefasst, die innovative Forschungen ermöglichen und originelle Ergebnisse versprechen. Dabei geht es insbesondere um das angesprochene Wechselverhältnis zwischen – theoretisch fundierten – Raumkonzepten und – praktisch, vor allem politisch relevanten – Verhaltensweisen und Organisationsformen.
Eine Serie von drei Forschungskonferenzen in der Villa Vigoni wurde durch Drittmittel finanziert. Sie haben von 2008-2010 statt gefunden. Eine weitere Konferenz (finanziert von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung) fand 2013 in Perugia statt.
Mittlerweile erschien ein Companion zur antiken Geographie im Verlag Brill (s. Bibliographie)